Melvin Edwards

Kunsthalle Bern freut sich, die erste umfassende Einzelausstellung des US-amerikanischen Künstlers Melvin Edwards (*1937) in der Schweiz zu präsentieren.

Geboren in Houston, Texas, begann Edwards seine künstlerische Laufbahn Anfang der 1960er-Jahre – zur Hochphase der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Seither gilt er als prägende Stimme der zeitgenössischen afroamerikanischen Kunst. Sein Werk befasst sich mit der Geschichte von Rassismus, Arbeit und Gewalt – miteinander verflochtene Themen, die in engem Austausch mit historischen Momenten stehen: der Versklavung und Segregation in den USA, der Bürgerrechtsbewegung, dem Panafrikanismus sowie dem fortwährenden Dialog zwischen der kulturellen afrikanischen Diaspora, afroamerikanischen Künstler:innen und Künstler:innen vom afrikanischen Kontinent. Diese Themen spiegeln sich in Werken wie seiner viel beachteten Serie Lynch Fragments oder in Arbeiten wie Homage to Oba Ewuare II of Benin City, Nigeria (2017) wider, die in der Ausstellung zu sehen sind.

Das zentrale Ausdrucksmittel von Edwards ist das Schweissen: Seine künstlerische Praxis ist eine kraftvolle Auseinandersetzung mit Abstraktion. Die Arbeiten reichen von Installationen aus Stacheldraht bis hin zu komplexen Assemblagen aus Stahl und Eisen – Materialien, die an landwirtschaftliche und industrielle Nutzung erinnern. Diese Materialien und Strukturen prägen unsere Vergangenheit und Gegenwart und eröffnen Perspektiven auf Parallelen zwischen Arbeit und Leben im sogenannten Plantationozän. Ergänzt wird die Ausstellung durch weniger bekannte Papierarbeiten, in denen Edwards mit Relieftechniken arbeitet und erneut Formen wie Ketten, Stacheldraht und andere Elemente sichtbar macht.

Die Ausstellung versucht, Einblicke in jenes kulturelle Umfeld zu geben, in dem Edwards sein Werk entwickelte. Von seinem Schweizer Kunstprofessor Hans Burkhardt über seine Begegnung mit Jayne Cortez – einer prominenten Dichterin und Stimme der aktivistischen Kulturbewegung der 1960er-Jahre, die später seine Ehefrau wurde – bis hin zu seiner Nachbarin und engen Freundin Ana Mendieta. Sichtbar werden auch biografische Stationen, etwa eine von Mendieta 1981 organisierte Reise nach Kuba, bei der Edwards gemeinsam mit anderen US-amerikanischen Künstler:innen wie Martha Rosler mit kubanischen Intellektuellen und Künstler:innen zusammentraf. Die Musik von John Coltrane, Thelonious Monk, Charlie Parker und Ornette Coleman sowie die Schriften von Richard Wright, Langston Hughes, Édouard Glissant und anderen Denkenden sind ebenfalls Teil dieses kulturellen Kosmos, in dem sich Edwards’ Werk entfalten konnte.

Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Fridericianum in Kassel und dem Palais de Tokyo in Paris, wobei jede Institution eine eigene Interpretation von Edwards’ Werk zeigt.

Die Ausstellung von Melvin Edwards wird grosszügig unterstützt von der Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung und Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung